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Chronik

Die Geschichte der Marktkapelle Wegscheid

Von 1958 bis 2008

Die Gründung
Es war genau am 19. April im Jahre 1958, als sich im Gasthaus Donaubauer in Möslberg sieben jungen Männer zusammengefunden haben. Eines verband diese sieben Männer schon lange, sie waren nämlich ganz begeisterte Musiker, von denen vier bereits in einer kleinen Tanzkapelle miteinander musiziert hatten. An diesem Tag aber führte sie etwas ganz besonderes zusammen: An diesem Tag wollten sie nämlich eine Blaskapelle gründen!

Und sie wurde an diesem Tag dann auch gegründet, diese „Trachtenkapelle Möslberg“, wie sie damals noch hieß. Und ihre Gründungsväter waren.

  • Hans Donaubauer
  • Ludwig Donaubauer
  • Alois Meisinger
  • Hermann Nebauer
  • Richard Nebauer
  • Fritz Resch
  • Willi Stangl

Die Gründungsmitglieder Hermann Nebauer (von links), Richard Nebauer, Willi Stangl, Alois Meisinger (verdeckt) und Hans Donaubauer als junge Musiker.


Die Anfänge

Schon von der ersten Minute an stand der junge Hans Donaubauer als Kapellmeister an der Spitze der damals noch kleinen Truppe. Und so wurde unter seiner Stabführung und musikalischen Leitung fortan mit viel Euphorie das Werk „Blaskapelle“ angegangen. Man traf sich wöchentlich zu den Proben im damaligen Gasthaus Donaubauer in Möslberg und wer in der Nähe dieses Gasthauses wohnte oder wer bereits ein Moped besaß, der war schon gut dran. Wer aber nicht, der band sich halt ganz einfach sein Instrument auf den Rücken und der strampelte dann bei jedem Wind und Wetter mit dem Fahrrad und mit viel Leidenschaft für diese Art von Musik die teilweise weite Strecke hin zum Proberaum. Und dort wurden dann fortan fleißig und mit Begeisterung die ersten Märsche, Polkas oder Walzer eingeübt. Man kaufte sich laufend Noten hinzu und so wurde auch das Repertoire der ehrgeizigen Gruppe allmählich immer breiter. Dazwischen waren in dieser Zeit kleinere Auftritte immer wieder dankbare Motivationsschübe.

Ein Prosit auf die junge Truppe, darauf stoßen Fritz Resch (von links), Willi Stangl, Ludwig Donaubauer, Hermann Nebauer und Hans Donaubauer an.


Die ersten Auftritte

Dann aber kam der 19. September im Gründungsjahr 1958: Mit Begeisterung, aber auch mit etwas weichen Knien fuhren die sieben Freunde mit ihren Mopeds oder Motorrädern zum ersten größeren Auftritt nach Germannsdorf. Stolze 20 Deutsche Mark gab es damals für diesen Auftritt, die aber sofort in die neugegründete Gemeinschaftskasse gelegt wurden.

Sie begeisterten von Anfang an mit ihrer Musik: Fritz Resch (von links), Willi Stangl, Ludwig Donaubauer, Hermann Nebauer, Richard Nebauer und Hans Donaubauer.

Ein stolzer Anfang war damit gemacht und schon bald wussten viele: Im Raum von Möslberg, da gibt es eine neue Blaskapelle. Und so hatte die „Möslberger Trachtenkapelle“ auch bald einen klingenden Namen. Da war es auch nicht verwunderlich, dass sie im Fasching 1958/59 bereits voll im Geschäft war. Ein Blick in das Kassenbuch der damaligen Zeit zeigt aber noch bescheidene Einnahmen:

  • Frickenhammer Schützenball      12,90 DM
  • Donaubauer Möslberg              6,40 DM
  • Donaubauer Möslberg              1,00 DM
  • Donaubauer Möslberg             13,50 DM
  • Freudensee                      22,60 DM
  • Reiter Wegscheid                34,01 DM
  • Feuerwehr Kasberg                5,50 DM
  • Frickenhammer                    2,00 DM
  • Jäger Thurnreuth                 0,51 DM
  • Frickenhammer                   30,25 DM
  • Mühlberger Wegscheid             1,00 DM
  • Schützenball Wegscheid           5,30 DM
  • Jandelsbrunn                     6,50 DM
  • Haiböck Wegscheid                6,00 DM
  • Mühlberger Wegscheid             3,00 DM
  • Maibaumsteigen in Frickenhammer  2,00 DM

Und noch eine Premiere hatte die Kapelle bald: Die erste Beerdigung. Otto Pittner war es, den die Musiker damals zur letzten Ruhestätte begleiten mussten. 8 DM gab es dafür und die Trauerfeier anschließend dauerte dann bis 24.00 Uhr, weil die Wegscheider so begeistert über die jungen Musiker und deren Musik waren. Stolze Gesamteinnahmen von 256,07 DM ergab schließlich der Kassensturz am 1. Mai 1959, denen aber standen auch Ausgaben von 253,85 DM überwiegend für Noteneinkäufe gegenüber. Was schließlich blieb, das war ein mehr als bescheidenes Plus von 2,33 DM.

Beim Schützenzug im Jahr 1961 haben aufgespielt: Richard Nebauer (von links, verdeckt), Alois Meisinger, Hans Kasberger, Fritz Pöltl, Ludwig Donaubauer, Willi Stangl, Fritz Resch, Alois Krieg, Hermann Nebauer und Hans Donaubauer.


Erste Neuzugänge

Ein weiterer erster Höhepunkt war dann ein Volksfest am 17. Mai 1959 in Untergriesbach. Mit 12 Mann war dabei die junge Truppe um Hans Donaubauer angetreten, verstärkt durch Aushilfen, aber auch durch Fritz Pöltl und Sepp Stockinger als neue dauerhafte Musiker der Kapelle. Und dann kam mit dem Fronleichnamsumzug in Wegscheid die erste kirchliche Veranstaltung für die Blaskapelle. Auch wenn es bei den Musikern beim Marschieren zu den langsamen Marschklängen noch etwas haperte, die Wegscheider hatten endlich wieder eine Musikbegleitung bei diesem feierlichen Umzug und so waren sie dann auch dementsprechend zufrieden mit den musikalischen Klängen.


Der erste Vorstand: Rudolf Mühlberger


Der gute Ruf der „Möslberger Trachtenkapelle“ reichte bald über die Wegscheider Landkreisgrenzen hinaus und dieser führte sie auch am 3. Juli 1960 zu einem Bergfest ins Rottal nach Oberhaselbach.
Dort betrat dann ein Mann die Bühne der Blaskapelle, der fortan ein großer Förderer der Truppe werden sollte: Der Wegscheider Gastwirt Rudolf Mühlberger. Dort in Oberhaselbach waren es bereits 13 durstige Kehlen auf der einen Seite der Schenke und auf der anderen Seite stand ein gut gelaunter „Rudl“, den die Musiker noch an Ort und Stelle zu dem machten, was ihnen noch als komplette Blaskapelle abging: Sie erkoren ihn ganz spontan zum neuen Vorstand. In seinen Gasträumen wurden dann auch nach der Auflösung des Gasthauses Donaubauer in Möslberg fortan die Musikproben in einem kleinen Nebenraum abgehalten.


600 Jahrfeier des Marktes Wegscheid

Ein bedeutender Meilenstein in der Geschichte der Marktkapelle war dann der 14. August 1960, als Kapellmeister Hans Donaubauer zur 600 Jahrfeier des Marktes Wegscheid bereits mit 17 Mann aufmarschierte, hinzugestoßen waren nämlich inzwischen Max Hölzl, Hans Peschl, Heini Killersreiter und Sepp Oberneder. Kurz darauf kehrte die Kapelle auch schon mit einer stolzen musikalischen Auszeichnung von einem Musikwettbewerb in Obernzell heim: 1. Rang in der Marschwertung und ein ebenso stolzer 2. Rang in der Marschwertung. Mit dem „Umzug“ zum Wegscheider Proberaum im Gasthaus Mühlberger hatte sich dann auch die Verbindung zum Markt Wegscheid immer mehr verstärkt und so wurde still und heimlich aus der „Trachtenkapelle Möslberg“ schließlich die „Marktkapelle Wegscheid“.


Vorstandswechsel:

Klaus Großwald wird 1. Vorstand

Ein schmerzhafter Einschnitt bei der Marktkapelle war der plötzliche Tod von Vorstand Rudolf Mühlberger, aber mit dem Kasberger Fabrikanten Klaus Großwald war bald wieder ein herausragender Vorstand gefunden. Klaus Großwald hat sich dann über viele Jahre hinweg insbesondere als großzügiger Gönner große Verdienste um die Marktkapelle erworben. Wegen seines hohen beruflichen Einsatzes war er dabei zwar immer im Hintergrund geblieben, unvergessen bleiben aber für die „älteren“ Musiker die vielen von ihm organisierten mehrtägigen Ausflüge mit Auftritten etwa in Südtirol oder in Hinterstoder, beliebt waren immer wieder auch die regelmäßigen Fischessen an seinen Geburtstagen oder nach dem Neujahranblasen im Gasthaus Kornexl in Jochenstein. Er sorgte auch dafür, dass in seiner Fabrik die Musiker einheitlich eingekleidet wurden. Oder: Wenn es um finanzielle Probleme ging, dann hatte Klaus Großwald immer ein offenes Ohr und einen großzügigen Geldbeutel für die Nöten „seiner“ Musiker.


 Der Kapellmeister Hans Donaubauer (1958-1993)

Hans Donaubauer, Landwirt in Möslberg, war als Mitbegründer nicht nur der Mann der ersten Stunde der Marktkapelle Wegscheid, er hat sie auch von 1958 bis zu seinem viel zu frühen Tode am 27. Oktober 1993 über 35 Jahre lang mit großem Geschick geleitet. Es war nicht nur sein hohes musikalisches Können auf seiner Trompete, es war vor allem auch seine menschliche Wärme, die seine Truppe zu einem gern gehörten Klangkörper zusammengeschweißt hat. Als großartiger Mensch und Musiker wird der „Streicher Hans“ den „älteren“ Musikern immer in Erinnerung bleiben.
Nach dem plötzlichen Tode des so beliebten „Musimoasters“ Hans Donaubauer hat mit Hans Hofmann ab 1993 wieder ein engagierter Kapellmeister und großer sowie vielfältiger Musiker die Führung der Marktkapelle übernommen. Dies war auch der letzte Wunsch seines Vorgängers Hans Donaubauer. Sein größter Verdienst aber war es von Anfang an, dass er durch seine persönliche Ausbildung junger Talente die Marktkapelle zu einer Größe geführt hat, wie sie die Marktkapelle in ihrer bisher 50 jährigen Geschichte noch nie erlebt hat. Mit bis zu 45 Musikerinnen und Musikern hat Hans Hofmann den Fortbestand der Kapelle nicht nur gesichert, dank seines musikalischen Könnens und dank seiner geschickten Führung hat er es auch bestens verstanden, die Kapelle an neue musikalische Stilrichtungen heranzuführen.


Die Tracht

In drei Trachten sind die Musiker der Marktkapelle Wegscheid bisher gesteckt: Das war zunächst die Miesbacher Tracht, dann kam eine Altbayerische Tracht, aber seit vielen Jahren treten sie nunmehr in einer niederbayerischen Tracht mit ihren schwarzen Hosen oder Bundlederhosen, mit den blauen Jankern, den roten Leibchen und mit den urtypischen Hüten auf. Bei besonders festlichen Anlässen tragen die Musikerinnen auch ihre chicen Dirndlkleider.


Die Proberäume

Ein ganz besonderes Problem für die Marktkapelle Wegscheid waren über 43 Jahre hinweg immer wieder die Proberäume. Während anfangs noch im Möslberger Gasthaus Donaubauer geprobt wurde, waren nach dem „Umzug“ nach Wegscheid die 14-tägigen Proben für einige Jahre im kleinen Nebenzimmer des ehemaligen Gasthauses Mühlberger. Nach dem Tode von Rudl Mühlberger kam es in diesem Gasthaus zu mehreren Pächterwechseln und so war dieser Proberaum immer wieder gefährdet oder auch nicht zugängig. In dieser Situation gab Gastwirt Peter Hödl vom gegenüber liegenden Gasthaus „Zur Linde“ den Musikern für einige Jahre ein sicheres Zuhause. Und als auch dieses Hinterzimmer wegen der steigenden Anzahl der Musiker wieder viel zu eng geworden war, wurde für einige Zeit in einem tristen Raum des Haus des Gastes geprobt. Weil aber dort die Akustik miserabel war, wurde nach einem Entgegenkommen der Gemeinde Wegscheid für weitere Jahre in einem Klassenzimmer der Volksschule inzwischen wöchentlich geprobt. Eines spürten dabei die Musikerinnen und Musiker immer wieder: Sie waren dort mehr erduldet als geliebt. Und so gab es bald nur mehr einen Wunsch: Einen eigenen geeigneten Proberaum.
Großer Antreiber dazu war dann Kapellmeister Hans Hofmann, der zwischenzeitlich Mitglied im Wegscheider Gemeinderat geworden war und der in diesem Gremium die Interessen der Marktkapelle bestens zu vertreten verstand. Dank seines Einsatzes, dank der Unterstützung durch Bürgermeister Max Binder und auch dank der Erkenntnis, dass die Marktkapelle Wegscheid innerhalb der Gemeinde ein unverzichtbarer Kulturträger ist und auch im Wissen, dass in der Marktkapelle hervorragende Jugendarbeit geleistet wird, kam es schließlich zu dem Mehrheitsbeschluss: Die Marktkapelle Wegscheid bekommt im Haus des Gastes einen eigenen Proberaum!
Die Planungs- und Ausstattungskosten hierfür wurden auf etwa 102 000 Euro veranschlagt. Hierzu gab der Markt Wegscheid einen großzügigen Zuschuss, den größten finanziellen Anteil aber musste die Marktkapelle Wegscheid selber schultern. Das war zum einen ein gewaltiger Geldanteil, der für diesen Traum aus der eigenen Musikerkasse freigegeben wurde. Das waren aber auch viele Handlangerdienste, die dazu von den Musikern beigetragen wurden. Fast 600 Stunden waren es schließlich, in denen sie an unzähligen Abenden oder Wochenenden wertvolle Eigenleistungen erbrachten. „Neuer Proberaum ist fertig“, das war schließlich die Schlagzeile in der Passauer Neuen Presse am 21. Dezember 2001, über die sich die Musikerinnen und Musiker dann am meisten freuten. Damit hatte die Marktkapelle Wegscheid endlich auf Dauer eine eigene, vorbildliche und auch maßgeschneiderte Heimat bekommen, einen Proberaum.


Die Marktkapelle wird zum eingetragenen Verein

Im September 2010 beschloss die Marktkapelle Wegscheid, sich als eingetragener Verein registrieren zu lassen. Am 8. Oktober 2010 fand die Gründungsversammlung dazu im Proberaum im Haus des Gastes statt. Aus dem Kreis der Versammlung wurden folgende Personen in die Vorstandschaft gewählt:

  • 1. Vorstand: Thomas Kainberger
  • 2. Vorstand: Hans Kasberger
  • 1. Dirigent: Hans Hofmann
  • 2. Dirigentin: Christina Ulirsch
  • Kassenwart: Rosa Fenzl
  • Schriftführerin: Johanna Schichl
  • Notenwart: Michael Jellbauer
  • Jugendwart: Karolina Schuster

Der Kapellmeister Hans Hofmann (1993-2012)

Im Februar des Jahres 2012 verstarb der langjährige Dirigent der Marktkapelle Wegscheid, Hans Hofmann. Hans Hofmann war Zeit seines Schaffens ein äußerst engagierter Musikmeister, der sich stets für die Belange der Musikkapelle einsetzte. Besonders die Ausbildung junger Nachwuchsmusiker lag ihm am Herzen. Während seiner Dirigentenzeit wuchs die Mitgliederzahl stetig  an. Zudem rief er das jährlich stattfindende Frühlingskonzert ins Leben, welches sich bei der Wegscheider Bevölkerung zu einer beliebten Veranstaltung entwickelte. Als Musiker mit Leib und Seele wird „unser Hans“ der Marktkapelle stets in Erinnerung bleiben.


Im April 2012 wurde Christina Ulirsch einstimmig zur neuen 1. Dirigentin gewählt.